Lehre

Lehre in der Bank: „Es ist ein wahnsinnig großes Potenzial da“

Walter Bartusch leitet seit 2015 die Abteilung Recruiting und Personalentwicklung in einem großen heimischen Bankhaus. Im Interview mit sogehtzukunft.at spricht er über den kleiner gewordenen Lehrlingsmarkt und das Image-Problem seiner Branche. Gleichzeitig bricht er eine Lanze für das Bankenwesen und die vielfältigen Entfaltungsmöglichkeiten, die junge Menschen dort vorfinden. Vor allem aber macht er klar: Der „Jahrgang 2024“ ist genauso lernwillig und begeisterungsfähig, wie es Lehrlinge vor zehn Jahren waren.

 

Herr Bartusch, sie sind seit 2013 im Personalbereich tätig, seit 2015 in leitender Position. Ist Ihr Job in dieser Zeit schwieriger geworden?

Ich habe begonnen, als man im Employer Branding noch nichts machen musste und trotzdem mit Bewerbungen überhäuft wurde. Mittlerweile ist die Situation herausfordernder, weil der Pool an potenziellen Lehrlingen kleiner geworden ist. Die aktive Ansprache junger Menschen, sei es auf Social Media, direkt an den Schulen oder auf Messen, ist daher deutlich wichtiger als damals. Noch wichtiger ist allerdings die Qualität der Ausbildung: Wenn die passt und sich die Lehrlinge wohlfühlen, haben wir schon viel erreicht. Einerseits, weil sie uns dann als Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen, und andererseits, weil sie bei uns bleiben.

Wie schafft man diese Wohlfühlatmosphäre – was ist den Auszubildenden wichtig?

Das ist schwer zu verallgemeinern, aber was ich schon feststelle: Jungen Menschen sind Wertschätzung, ein partnerschaftliches Miteinander und eine gute Einbindung ins Team sehr wichtig. Das schließt auch ein, dass sie kritischer geworden sind und Dinge mehr hinterfragen, was wir aber sehr positiv finden. Was sich in all den Jahren nicht verändert hat, ist das Interesse an einer vielseitigen Ausbildung und dass die Jugendlichen schon während der Lehrzeit Verantwortung übernehmen wollen. Und – entgegen mancher Klischees – wollen sich die Lehrlinge beruflich weiterentwickeln und stecken viel Energie und Engagement in ihre Ausbildung.

Kann das Bankenwesen diese Erwartungen erfüllen?

Davon bin ich überzeugt. Viele denken, wenn sie an die Arbeit in der Bank denken, an die Tätigkeit am Schalter. Das ist durchaus ein spannender Job, aber unser Berufsfeld ist deutlich umfangreicher. Wir decken genauso Themen wie Vertrieb, Geschäfts- und Firmenkundenbetreuung oder Private Banking ab. Außerdem kann man sich zum Fachexperten bzw. zur Fachexpertin für bestimmte Bereiche entwickeln: Kreditmanagement zum Beispiel, Risikomanagement, bestimmte Sparformen, Anleihen, Aktien und Wertpapierhandel und auch für die Produktentwicklung. „Bank“ beinhaltet also sehr viele Tätigkeiten und bietet fast jedem Menschen die Möglichkeit, sich entsprechend seiner Fähigkeiten zu verwirklichen. Dazu kommt als zweiter Aspekt, dass wir sichere Arbeitsplätze bieten – diese Kombination gibt’s nicht oft in der Berufswelt.

Deckt sich das mit dem Image der Branche?

Leider nicht immer. Junge Menschen verbinden Banken mit starren Strukturen und wenig Innovationsbereitschaft. Doch das Gegenteil ist der Fall. Stichwort Digitalisierung: Da ist kaum ein anderer Berufszweig so weit wie wir. Es freut mich deshalb besonders, wenn uns Lehrlinge rückmelden, dass die Ausbildung bei uns vielschichtiger ist, als erwartet, und ihnen viel mehr Möglichkeiten eröffnet.

Wie sieht die Ausbildung konkret aus?

In den ersten beiden Lehrjahren liegt der Fokus sicher darauf, alle Basics unseres Berufs zu erlernen. Dazu verbringen die Auszubildenden viel Zeit in den Filialen. Im dritten Lehrjahr sieht man dann schon recht deutlich, wo die Stärken und Interessen der Einzelnen liegen – ab diesem Zeitpunkt versuchen wir, die jungen Kolleginnen und Kollegen in diesen Bereichen besonders zu fördern. Am Ende der Lehrzeit steht ein Karriereentwicklungsgespräch, denn letztlich hat jeder, der Lehrlinge ausbildet, das Ziel, sie längerfristig an den Betrieb zu binden.

Welche Rolle erfüllen Sie dabei?

Als Team im Bereich Recruiting und Personalentwicklung, ich bin hier ja nicht allein, sind wir zunächst dafür zuständig, dass die Personalgewinnung funktioniert. Wir arbeiten also entsprechende Recruiting-Strategien aus, professionelle Auswahlprozesse und einen ansprechenden Außenauftritt unseres Unternehmens als Arbeitgeber. Weitere wichtige Themen sind Onboarding und die Begleitung von Lehrlingen während der Ausbildung, aber auch, dass die Lehrlingsverantwortlichen in den Filialen fachlich und sozial gut geschult sind.

Abschlussfrage: Gibt es den idealen Kandidaten bzw. die ideale Kandidatin für das Bankenwesen?

Die kann es gar nicht geben, weil wir dazu zu breit aufgestellt sind. Innerhalb dieses breiten Rahmens sollte natürlich eine gewisse Affinität zu Zahlen und ein Grundinteresse am Tätigkeitsfeld von Banken da sein. Aber wir stellen generell fest, dass mit 15, 16 oder 17 – wann immer junge Menschen zu uns stoßen – ganz viel passiert, was die Persönlichkeitsentwicklung angeht, und ein wahnsinnig großes Potenzial da ist. Es ist unsere Aufgabe, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit unsere Lehrlinge dieses Potenzial ausschöpfen können.

*** *** ***

Walter Bartusch hat dein Interesse an einer Ausbildung im Bankenwesen geweckt? Dann wirf doch gleich einen Blick auf unsere aktuellen Ausbildungsangebote!

legalweb.io
Datenschutzinformation
Vielen Dank für Ihren Besuch auf Sogehtzukunft.at, der Website von Wirtschaftskammer Salzburg Sparte Banken und Versicherungen in Österreich. Wir nutzen Technologien von Partnern (5), um unsere Dienste bereitzustellen. Dazu gehören Cookies und Tools von Drittanbietern zur Verarbeitung einiger Ihrer personenbezogenen Daten. Diese Technologien sind für die Nutzung der Website nicht zwingend erforderlich. Dennoch ermöglichen sie es uns, einen besseren Service zu bieten und enger mit Ihnen zu interagieren. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit anpassen oder widerrufen.