Seit zweieinhalb Jahren ist Claudia Brandstetter Lehrlingsbeauftragte bei einem großen österreichischen Versicherungsunternehmen. Sie ist überzeugt: Diese Branche bietet Jugendlichen weit mehr Spannung, Abwechslung und Entfaltungsmöglichkeiten, als man landläufig annimmt. Wie sie die Arbeit mit Lehrlingen im Versicherungswesen erlebt und wie der ideale Kandidat bzw. die ideale Kandidatin für die Versicherungsbranche aussieht, darüber spricht sie im Blog-Interview mit „So geht Zukunft“.
Hallo Claudia! Zunächst: Wie schwierig ist es, junge Menschen zu finden, die Versicherungskaufleute werden wollen?
Es ist weniger schwierig, als man glauben möchte. Ich kann mir das zum Teil selbst nicht erklären, weil Jugendliche dieses Berufsfeld sicher nicht von Anfang an am Radar haben. Aber die Aufklärungsarbeit, die in unserer Branche seit Jahren geleistet wird, zahlt sich offenbar aus. Wir zum Beispiel sind viel an Schulen unterwegs und treten auch auf Social Media durchaus frech auf. Einige Mitbewerber machen das Gleiche und auch Kampagnen wie „So geht Zukunft“ sind hilfreich. Letztlich profitiert davon die gesamte Branche.
Mit welchen Argumenten punktet ihr bei den Lehrstellensuchenden?
Ein wichtiges Argument sind die Karrieremöglichkeiten, die man im Versicherungsbereich hat. Viele unserer Führungskräfte haben als Lehrlinge begonnen und sich bis ganz nach oben gearbeitet. Ich möchte auch mehr junge Frauen in unsere Branche bringen, weil sie ausgezeichnete Möglichkeiten bietet, Care-Arbeit und Erwerbsarbeit unter einen Hut zu bringen. Der größte Benefit ist aber eigentlich – das haben erstaunlich wenige am Schirm –, dass wir für fast jeden Menschen den passenden Job finden können. Versicherungen bestehen aus ganz vielen Abteilungen: dem Außendienst, der Versicherungsverträge anbietet, dem Innendienst, der Schadensfälle abwickelt, Account Management, Back Office, Assistenz, Marketing usw.
Lernt man all diese Tätigkeiten schon in der Lehre kennen?
Im Rahmen unserer Job-Rotation durchlaufen die Auszubildenden zumindest viele Bereiche. Dabei sieht man auch schon, wo die Talente und Interessen liegen. Wir wollen die Lehrlinge in Abteilungen, in denen sie sich besonders wohlfühlen, etwas länger halten und damit ihre Stärken fördern. Zwar gibt es einen Ausbildungsplan, den man einhalten muss – aber innerhalb dieses Rahmens nutzen wir unsere Spielräume.
Was reizt dich an deiner Aufgabe als Lehrlingsbeauftragte?
Früher haben viele Lehrlinge unser Unternehmen nach der Ausbildung verlassen. Ich hatte das Gefühl, dass mehr möglich ist. Unser Ziel – ich war ja nicht allein – war es, die Lehrlinge, die über viele Filialen verteilt sind, zu einem Team zu machen. Das heißt, wir holen sie immer wieder mal zusammen, damit sie sich besser kennenlernen, und machen dabei auch viel in Richtung Teambuilding. Sachen also, die nicht unmittelbar mit der Versicherungsarbeit zu tun haben.
Hat sich dadurch etwas verändert bei euch?
Na ja, der Anfang war schwierig. Aber nach ein, zwei Monaten habe ich zum ersten Mal erlebt, wie junge Menschen über sich hinauswachsen können, wenn man ihnen Zeit und Raum gibt. Im dritten Lehrjahr setzen unsere Lehrlinge mittlerweile immer ein konkretes Projekt um, das wir nur im Vorfeld begleiten und das sie dann aber ganz allein im Führungskräftemeeting vorstellen. Es ist unglaublich, wie souverän sie diese Aufgabe meistern.
Klischees von der „heutigen Jugend“, die es nur noch gemütlich haben will, kannst du also nicht bestätigen …
Überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich bewundere die jungen Menschen von heute. Ich weiß zum Beispiel nicht, wie es mir gegangen wäre, wenn es in meiner Jugend schon soziale Medien gegeben hätte. Aber unsere Lehrlinge gehen damit total souverän um und wissen besser als die meisten Erwachsenen, was real und was fake ist und welchen Quellen man vertrauen kann. Die Jugendlichen kommen natürlich in einem Alter zu uns, in der wahnsinnig viel auf sie einprasselt. Wenn da die Arbeit mal ein paar Wochen nicht der Lebensmittelpunkt ist, muss man Verständnis aufbringen. Wir waren alle mal jung und uns ist es damals nicht anders gegangen.
Abschlussfrage: Was muss der ideale Kandidat oder die ideale Kandidatin für die Versicherungsbranche mitbringen?
Es klingt abgedroschen, aber vor allem muss man Menschen mögen. Wir haben sehr viel mit Menschen zu tun – das können zufriedene Kundinnen und Kunden sein, aber auch Menschen, die gerade Schicksalsschläge erlitten haben. Dazu kommt sicher die Liebe zum Lernen, weil sich in der Versicherungsbranche ständig etwas ändert, Neugier und eine gewisse Offenheit. Das Fachliche lernt man dann eh bei uns.
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